Grundsteinlegung für Wohnungen auf ehemaliger Milchhofsiedlung
Mit einem langen Atem
Offenbach-Post am 21.04.2016
Von Matthias Dahmer
Offenbach – Wo einst die Milchhofsiedlung stand, entsteht bis 2018 neuer Wohnraum. Die Baugenossenschaft Odenwaldring baut für zehn Millionen Euro auf dem Areal an der Ecke Sprendlinger Landstraße/Odenwaldring in fünf Häusern insgesamt 52 freifinanzierte Wohnungen. Gestern war Spatenstich.
Obwohl der Standort an zwei Hauptverkehrsschlagadern der Stadt gewiss nicht zu den ruhigsten in Offenbach zählt, ist er offenbar nachgefragt. Für mehr als die Hälfte der Wohnungen gebe es bereits Anfragen, ein Drittel von ehemaligen Mietern der 2012 abgerissenen Milchofsiedlung, verriet Reinhard Abraham, Vorstandssprecher der Baugenossenschaft, in seiner Ansprache vor zahlreichen Gästen. Nach Fertigstellung stehen insgesamt 3370 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung. Sie verteilt sich auf fünf 3-Zimmerwohnungen, fünfundvierzig 2-Zimmerwohnungen und zwei 1-Zimmerwohnungen mit Wohnflächen zwischen 43 bis 88 Quadratmetern. Der Mietpreis liegt bei zehn Euro zuzüglich Nebenkosten.
Alle Wohnungen verfügen über eine Terrasse, Dachterrasse oder einen Balkon. Die Schlaf- und Wohnräume sind überwiegend der hinterliegenden Grünanlage zugewandt. Gebaut wird nach dem Energieeffizienzhausstandart KfW 55 mit der darin beinhalteten kontrollierten Wohnraumlüftung. Alle Hauseingänge haben Fahrstuhlanlagen. Die Wohnungen können somit allesamt barrierefrei erreicht werden. Zudem werden auf dem Grundstück eine Tiefgarage mit 32 Stellplätzen, teilweise mit Elektroanschluss, sowie fünf weitere, ebenerdige Parkplätze errichtet. Die fünf Immobilien entstehen in drei Abschnitten: Die Häuser Sprendlinger Landstraße/Ecke Odenwaldring sollen bis August 2017 fertig sein, als Bezugstermin für die weiteren Gebäude Richtung Innenstadt sind Dezember 2017 und März 2018 angepeilt.
Finanziert wird das Zehn-Millionen-Projekt laut Abraham durch Einsatz von Eigenkapital, Darlehen vom freien Kapitalmarkt und einem Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau aus einem Förderprogramm für Effizienzhäuser. Bürgermeister Peter Schneide bescheinigt der Baugenossenschaft bei dem Projekt einen langen Atem. Galt es doch, die Denkmalschutzbehörde davon zu überzeugen, dass Sanierung und Erhalt der 1936 erbauten und in die Jahre gekommene Milchhofsiedlung – es handelte sich um acht Häuser mit 41 Wohnungen, die seit 2007 nicht mehr neu vermietet wurden – ein unzumutbares Unterfangen gewesen wäre. Ein privater Bauherr hätte sich sicher nicht so geduldig gezeigt, so Schneider.
Mit seinem bezahlbaren Wohnraum sei das Projekt unter anderem für junge Familien interessant und passe in die Strategie der Stadt, gemäß Masterplan auf qualitatives Wachstum zu setzen. Die angesichts der gebotenen Qualität günstigen Mieten hebt auch Filip John, Geschäftsführer des Gemeinnützigen Siedlungswerks (GSW) Frankfurt hervor. Das der katholischen Kirche gehörende GSW, das auch im Hafen baut, ist Generalübernehmer des Bauvorhabens. Offenbar hätten bei dem Projekt auch „andere Werte“ als lediglich Finanzinteressen eine Rolle gespielt, so John. Für ihn ist Offenbach ein unterschätzter Standort. „Wir glauben an das Offenbach von morgen“, versichert er.